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Kredite in Yen und Franken kommen kräftig ins Wanken
Fremdwährungskreditnehmer sind mehrfach in der Zange: Sie sind Kreditnehmer, Währungsspekulanten und Ansparer von Tilgungsträgern. Und derzeit läuft eben alles schief...
Ein neues Spiel, ein neues Unglück. Die Zeiten, als Haus und Hof noch am Pokertisch verspielt wurden sind zwar vorbei, doch könnten – vormals günstige Fremdwährungs kredite – demnächst zum Bumerang werden und den Gerichtsvollziehern ein Auftragshoch bescheren. Zwar haben die Banken am vergangenen Montag die Vergabe von Neukrediten gestoppt, aber viele bestehende Kreditnehmer sitzen wegen der Finanzkrise in der Patsche. Alle gegen einen Zum Ende des zweiten Quartals lag das Gesamtvolumen an Fremdwährungskrediten (für Nichtbanken) bei 50,4 Milliarden €. Der Großteil davon entfiel auf den Schweizer Franken (s. Grafik), gefolgt von Dollar, Yen und der tschechischen Krone mit einem Volumen von immerhin noch 600 Millionen €. Zuletzt hatten sich gleich drei wesentliche Faktoren zu Ungunsten der Kreditnehmer entwickelt: Franken, Dollar und Yen sind gestiegen, die Liborsätze – an denen sich die Zinssätze meist orientieren – haben ebenfalls zugelegt (siehe Charts) und gleichzeitig ist die Performance der Tilgungsträger wegen der Börsenkrise im Keller. Bei Fremdwährungskrediten werden während der Laufzeit meist nur die Zinsen bedient, gleichzeitig wird regelmäßig in eine (fondsgebundene) Lebensversicherung oder in einen Fonds eingezahlt, um am Ende der Laufzeit das endfällige Darlehen zahlen zu können. „Eine Konstruktion, von der die Banken in der Vergangenheit durch Provisionen recht gut gelebt haben“, wie Konsumentenschützer Harald Glatz von der Arbeiterkammer kritisch anmerkt. Vermehrte Anfragen verunsicherter Konsumenten gebe es derzeit aber noch nicht, so Glatz, der bestehenden Kreditnehmern empfiehlt, auf die Kontaktaufnahme der Banken zu warten. Falls dies geschieht, sollte man zwar auf eine Klarstellung der Situation bestehen, sich aber keinesfalls vorschnell zu einem Tilgungsträger- Wechsel drängen lassen, wie es in der Vergangenheit schon passiert sei. Panik sei in der derzeitigen Situation nämlich kein guter Ratgeber, so Glatz. Denn wenn sich die Finanzmärkte in zwei oder drei Jahren erholen, würde die Situation wieder anders aussehen. Seinen Informationen zufolge läuft ein Gutteil der Fremdwährungskredite in vier oder fünf Jahren aus. Auch Bernd Lausegger vom Verein für Konsumenteninformation verzeichnet bis dato noch keine vermehrten Anfragen. Er vermutet aber, dass die Probleme derzeit einfach noch nicht bis zum Verbraucher durchgeschlagen sind. Eine Prognose, ob es wegen der veränderten Rahmenbedingungen zu Zwangsversteigerungen kommen könnte, möchte er aber nicht abgeben. Lausegger empfiehlt aber, sich rechtzeitig mit der Bank in Verbindung zu setzten, um auf mögliche Schieflagen reagieren zu können. Die Banken selbst versichern unisono, dass sie ab sofort keine neuen Fremdwährungskredite mehr vergeben. Laut Aussage von Konzernsprecher Tiemon Kiesenhofer von der Bank Austria ist aufgrund der derzeitigen Volatilität die Berechenbarkeit für Fremdwährungskredite für den Haus- oder Wohnungskauf nicht mehr gegeben. Bestehenden Kreditnehmern will Kiesenhofer zwar keine generelle Empfehlung abgeben, er gibt aber zu bedenken, dass viele Kunden in den vergangenen Jahren schöne Währungsgewinne erzielt hätten und vielleicht jetzt der ideale Zeitpunkt wäre, um diese Vorteile mitzunehmen. Attraktive Alternative Harald Wetzelsberger von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich beteuert, dass seine Bank bei der Vergabe von Fremdwährungskrediten immer sehr vorsichtig war und diese nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden vergeben hätte. Darum habe man jetzt auch keine Probleme. „Die Bawag/PSK vergibt ab sofort keine Fremdwährungskredite mehr“, wie Konzernsprecherin Georgia Schütz versichert. Als Alternative wird man den Kunden EuroKredite zu attraktiven Konditionen anbieten. An den Rahmenbedingungen dafür wird derzeit aber noch gefeilt.
MANFRED HAIDER
manfred.haider@wirtschaftsblatt.at