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Was tun mit den Franken?
Österreichs Immobilien besitzer und Hausbauer finanzieren traditionell sehr stark über Kredite im Schweizer Franken (CHF) mit endfälligem Tilgungsträger. Jetzt droht mehrfaches Ungemach: die Tilgungsträger notieren weit unter Plan, Kurssteigerungen im Franken führen zu zusätzlichen Verlusten. Einen einheitlichen Lösungsweg kann es nicht geben. Restlaufzeit des Kredits, angespartes Kapital, Wahl des Tilgungs trägers und verfügbares Einkommen sind nur einige der Aspekte, die in einer individuellen und fachkundigen Beratung betrachtet werden müssen.
Mehr Sicherheit. Viele Banken empfehlen derzeit - auch in Anlehnung an die Empfehlung der Finanzmarktaufsicht FMA - den Verkauf des Tilgungsträgers und den Wechsel in eine Euro-Finanzierung. Durch den Verkauf des Tilgungsträgers und eine Teilrückführung des Kredits wird zumindest eines erreicht: mehr Sicherheit. Zwar kann der Kreditnehmer nicht von wieder anziehenden Aktienmärkten profitieren - aber weitere Kursverluste berühren ihn nicht. Für eine Vielzahl von Kreditnehmern kann dies - wenn die Gesamtfinanzierung gesichert ist - ein sinnvoller Weg sein.
Bei der Konvertierung des Kredits ist zu beachten, dass der Franken in den vergangenen Monaten um rund zehn Prozent aufgewertet hat, die meisten Kreditnehmer müssten Kursverluste realisieren und im Euro-Bereich höhere Zinsen bezahlen. Ist eine Umstellung also sinnvoll?
Eine erste Antwort gibt die Faustformel: Zinsdifferenz CHF/Euro mal Restlaufzeit in Jahren ergibt den vertretbaren Kursverlust. Bei einer Zinsdifferenz von 1,8 Prozent und zehn Jahren Restlaufzeit ist der Kreditnehmer immer noch in der Gewinnzone, solange der Schweizer Franken nicht weitere 18 Prozent aufwertet. Ein guter Sicherheitspolster.
Wie aber wird sich der Schweizer Franken entwickeln? Eine Prognosesicherheit gibt es zwar nicht - aber schon die Beschäftigung mit (einigen) Ursachen der Währungsschwankungen ist sinnvoll.
● Der Schweizer Franken ist traditionell ein Krisengewinner, da das Geld den schützenden Hafen sucht. Eine Beilegung der Krise kann also zu Abwertungen des Schweizer
Franken führen.
● Der Schweizer Franken ist außerdem traditionell eine Währung für sogenannte Carry Trades: die Verschuldung in einer Währung mit niedrigen Zinsen und der Geldanlage in einer höherverzinslichen Währung. Eine Beilegung der Krise führt zu weniger Zurückführungen von Carry Trades und möglicherweise zu neuen - eine Abwertung des Franken ist die Folge.
● Die derzeitige Empfehlung der FMA zur geringeren Kreditgewährung in Schweizer Franken ist leider tendenzverstärkend: eine Verschuldung im Schweizer Franken und der Tausch in Euro ist nichts anderes als der Verkauf des CHF - tendenziell eine Abwertung der Währung. Werden jetzt weniger Kredite vergeben, fehlen diese Kräfte - und es kommt tendenziell zu einer weiteren Aufwertung.
● Die derzeitigen Empfehlungen von FMA und den Banken zur Kreditüberführung in Euro sind leider auch tendenzverstärkend: die Rückführung der CHF-Kredite ist gleichbedeutend mit dem Kauf der Währung, auch hier kommt es tendenziell zu einer weiteren Aufwertung.
Mit einem Auslaufen der für die Kreditnehmer negativen Effekte wird es voraussichtlich zu einer Normalisierung der Währungssituation kommen - aufgrund des Zinsvorteils im Schweizer Franken besteht auch ein Risikopuffer gemäß der Faustformel.
Kleineres Risiko. Diesen Zinsvorteil jedoch einfach für konsumptive Zwecke einzusetzen, war und ist der größte Fehler bei einer Finanzierung in Fremdwährung. Der Zinsvorteil ist das Entgelt für das Währungsrisiko und sollte eingesetzt werden, um dieses Risiko zu minimieren. Die Zinsersparnis sollte daher für Sondertilgungen eingesetzt werden. So verringert sich nicht nur das Währungsrisiko, sondern auch die Zinsbelastung geht schneller zurück, die Kreditlaufzeit wird verkürzt.
Dieser Vorteil von Zinsersparnis für die Kreditnehmer ist nicht gleichzusetzen mit einem Verlust für die Bank: von den Zinsen kommt nur ein kleiner Anteil der Bank selbst zugute. Auf der Gegenseite hat die Bank aber eine höhere Sicherheit, dass die Kredite auch zurückgezahlt werden können - und sie muss daher weniger Abschreibungen vornehmen.
Und wie werden sich die kurzfristigen Zinsen entwickeln? Derzeit notieren DreiMonats-Euribor und DreiMonats-Libor sehr hoch. In normalen Zeiten sind sie etwa 16 Basispunkte über dem Leitzins angesiedelt. Da Risikoaufschläge zwischen Banken derzeit sehr hoch sind, beträgt der Aufschlag 100 bis 150 Basispunkte. Aufgrund des Rettungsschilds der EU-Staaten für die Banken wird erwartet, dass sich diese Risikoprämien wieder zurückbilden und damit Kredite wieder billiger werden. Auch ist mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen, sobald die schlechte Konjunktur für zurückgehende Inflationsraten sorgt.
IHRE MEINUNG AN:
ISABELL WIDEK
isabell.widek@wirtschaftsblatt.at