Versicherungsagentur Kurt Macek GmbH
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Was tun mit den Franken?

Österreichs Immobilien­ besitzer und Hausbau­er finanzieren traditio­nell sehr stark über Kredite im Schweizer Franken (CHF) mit endfälligem Tilgungsträger. Jetzt droht mehrfaches Unge­mach: die Tilgungsträger no­tieren weit unter Plan, Kurs­steigerungen im Franken füh­ren zu zusätzlichen Verlusten. Einen einheitlichen Lösungs­weg kann es nicht geben. Rest­laufzeit des Kredits, ange­spartes Kapital, Wahl des Til­gungs trägers und verfügbares Einkommen sind nur einige der Aspekte, die in einer indi­viduellen und fachkundigen Beratung betrachtet werden müssen.

Mehr Sicherheit. Viele Ban­ken empfehlen derzeit - auch in Anlehnung an die Empfeh­lung der Finanzmarktaufsicht FMA - den Verkauf des Til­gungsträgers und den Wech­sel in eine Euro-Finanzierung. Durch den Verkauf des Til­gungsträgers und eine Teil­rückführung des Kredits wird zumindest eines erreicht: mehr Sicherheit. Zwar kann der Kreditnehmer nicht von wieder anziehenden Aktien­märkten profitieren - aber weitere Kursverluste berüh­ren ihn nicht. Für eine Viel­zahl von Kreditnehmern kann dies - wenn die Gesamt­finanzierung gesichert ist - ein sinnvoller Weg sein.
Bei der Konvertierung des Kredits ist zu beachten, dass der Franken in den vergange­nen Monaten um rund zehn Prozent aufgewertet hat, die meisten Kreditnehmer müss­ten Kursverluste realisieren und im Euro-Bereich höhere Zinsen bezahlen. Ist eine Um­stellung also sinnvoll?
Eine erste Antwort gibt die Faustformel: Zinsdifferenz CHF/Euro mal Restlaufzeit in Jahren ergibt den vertretbaren Kursverlust. Bei einer Zins­differenz von 1,8 Prozent und zehn Jahren Restlaufzeit ist der Kreditnehmer immer noch in der Gewinnzone, solange der Schweizer Franken nicht wei­tere 18 Prozent aufwertet. Ein guter Sicherheitspolster.
Wie aber wird sich der Schweizer Franken entwickeln? Eine Prognosesicherheit gibt es zwar nicht - aber schon die Beschäftigung mit (einigen) Ursachen der Währungs­schwankungen ist sinnvoll.

● Der Schweizer Franken ist traditionell ein Krisengewin­ner, da das Geld den schüt­zenden Hafen sucht. Eine Bei­legung der Krise kann also zu Abwertungen des Schweizer
Franken führen.

● Der Schweizer Franken ist außerdem traditionell eine Währung für sogenannte Car­ry Trades: die Verschuldung in einer Währung mit niedri­gen Zinsen und der Geldanla­ge in einer höherverzinslichen Währung. Eine Beilegung der Krise führt zu weniger Zu­rückführungen von Carry Tra­des und möglicherweise zu neuen - eine Abwertung des Franken ist die Folge.


● Die derzeitige Empfehlung der FMA zur geringeren Kre­ditgewährung in Schweizer Franken ist leider tendenz­verstärkend: eine Verschul­dung im Schweizer Franken und der Tausch in Euro ist nichts anderes als der Verkauf des CHF - tendenziell eine Abwertung der Währung. Werden jetzt weniger Kredi­te vergeben, fehlen diese Kräf­te - und es kommt tendenziell zu einer weiteren Aufwertung.

● Die derzeitigen Empfeh­lungen von FMA und den Banken zur Kreditüberfüh­rung in Euro sind leider auch tendenzverstärkend: die Rückführung der CHF-Kre­dite ist gleichbedeutend mit dem Kauf der Währung, auch hier kommt es tendenziell zu einer weiteren Aufwertung.
Mit einem Auslaufen der für die Kreditnehmer negati­ven Effekte wird es voraus­sichtlich zu einer Normali­sierung der Währungssitua­tion kommen - aufgrund des Zinsvorteils im Schweizer Franken besteht auch ein Ri­sikopuffer gemäß der Faust­formel.
Kleineres Risiko. Diesen Zinsvorteil jedoch einfach für konsumptive Zwecke einzu­setzen, war und ist der größ­te Fehler bei einer Finanzie­rung in Fremdwährung. Der Zinsvorteil ist das Entgelt für das Währungsrisiko und soll­te eingesetzt werden, um die­ses Risiko zu minimieren. Die Zinsersparnis sollte daher für Sondertilgungen eingesetzt werden. So verringert sich nicht nur das Währungsrisi­ko, sondern auch die Zinsbe­lastung geht schneller zurück, die Kreditlaufzeit wird ver­kürzt.
Dieser Vorteil von Zinser­sparnis für die Kreditnehmer ist nicht gleichzusetzen mit einem Verlust für die Bank: von den Zinsen kommt nur ein kleiner Anteil der Bank selbst zugute. Auf der Ge­genseite hat die Bank aber eine höhere Sicherheit, dass die Kredite auch zurückge­zahlt werden können - und sie muss daher weniger Ab­schreibungen vornehmen.
Und wie werden sich die kurzfristigen Zinsen entwi­ckeln? Derzeit notieren Drei­Monats-Euribor und Drei­Monats-Libor sehr hoch. In normalen Zeiten sind sie etwa 16 Basispunkte über dem Leitzins angesiedelt. Da Risikoaufschläge zwischen Banken derzeit sehr hoch sind, beträgt der Aufschlag 100 bis 150 Basispunkte. Auf­grund des Rettungsschilds der EU-Staaten für die Ban­ken wird erwartet, dass sich diese Risikoprämien wieder zurückbilden und damit Kre­dite wieder billiger werden. Auch ist mit weiteren Zins­senkungen zu rechnen, so­bald die schlechte Konjunk­tur für zurückgehende Infla­tionsraten sorgt.
IHRE MEINUNG AN:

ISABELL WIDEK

isabell.widek@wirtschaftsblatt.at

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