Parmuntweg 12, A-6820 Frastanz
Tel. 05522 / 54 54 1 Fax 05522 / 54 54 110
office(at)agentur-macek.at
- Home »
- Wissenswertes »
- Berichte "Fremdwährungen" »
- Detail
Schweiz zieht im Rennen um Null-Zins-Politik mit Japan gleich
Die Schweizer Notenbank ist entschlossen, Währung und Zinsen niedrig zu halten.Deshalb gelten die null Prozent und das Ende orthodoxer Geldpolitik als plausibel.
Null-Zins-Politik. Vor wenigen Jahren noch ein exotisches, wenn nicht gar zweifelhaftes Privileg der japanischen Notenbank, hält dieses Extrem der Wirtschaftspolitik auch im Westen seinen Einzug. Großbritannien und die USA gelten als heiße Kandidaten für eine Währung ohne Preis, detto die Schweiz (siehe Chart rechts). Dort hat die Notenbank (SNB) gestern, Donnerstag, den erwarteten Schritt von 0,5 Prozentpunkten auf einen Leitzinssatz von 0,5 Prozent gesetzt, was die Schweizer Währung gegen den Euro in der Folge um 1,3 Prozent verbilligte - womit wieder der erste gewünschte Effekt dieser aggressiven Zinspolitik erzielt wäre: die Aufweichung des Franken als indirekte Exportsubvention für den Euro-Raum.
Ohne Reserven
Bei Bank Sarasin glaubt man angesichts des aktuellen Umfelds nicht, dass die Schweizer moralische oder systemische Bedenken gegen einen Leitzinssatz von null hegen. Auch ein Aufsparen von Zinspotenzial für noch schlechtere Zeiten sieht Amrit Poser, Chef-Ökonom der in Zürich angesiedelten Bank, nicht: „Es gibt keine Grund dafür, Pfeile im Köcher zu behalten. Die Bank kann jederzeit andere, unorthodoxere Mittel einsetzen, um ihre Ziele zu erfüllen." Als da wären: Direkte Eingriffe in den Währungsmarkt über den massiven Verkauf von Franken, der Kauf von Staatsanleihen, um die Zinsen - auch am langen Ende - niedrig zu halten oder die „Flutung des Bankensystems mit Überschuss-Reserven", erklärt Poser.
Ähnliche Maßnahmen wurden von der US-Fed bereits angekündigt, SNB-Ratsmitglied Thomas Jordan hat bestätigt, „dass alle diese Optionen offen" sind. Und: „Wir fühlen uns in keiner Weise eingeschränkt, eines diese Instrumente einzusetzen." Das Ziel dieser Strategie: Die Libor Rate auf den Schweizer Franken, die zuletzt bei über einem Prozent lag, an das aktuelle Leitzinsniveau heranzuführen.
Deflations-Prognose
Dass möglichst niedrige Zinsen eine Priorität sein müssen, zeigt jedenfalls der Ausblick auf wichtige konjunkturelle Kerndaten wie Teuerung und BIP-Plus. Bei Ersterer bahnt sich, zumindest über mehrere Monate, ein Deflationsszenario an. So geht die Analyseabteilung von UBS davon aus, dass die Jahresinflation der Schweiz in den kommenden zwölf Monaten bei 0,2 Prozent liegen wird. Erst im Jahr 2010 sollte die Teuerung auf relativ beruhigende 1,2 Prozent steigen. Mit minus 0,4 Prozent fällt das von der UBS prognostizierte BIP-Wachstum im kommenden Jahr zwar noch relativ moderat aus, dass die Krise das neutrale Land jedoch fest in den Griff bekommen wird, steht bereits jetzt außer Frage - so hält die SNB eine Kontraktion von bis zu einem Prozent für möglich.
HANS WEITMAYR
hans.weitmayr(at)wirtschaftsblatt.at