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Starker Yen lässt Japans Wirtschaft „aufschreien“
Lobbyisten formieren sich gegen den starken Yen. Kommt es zu einer Intervention durch die Bank of Japan, könnten die aktuell geprügelten Exportwerte Aufwind erhalten.
An sich wäre ein Indexverlust von zehn Prozent im Jänner schon beinahe ein Nachricht, an deren Katastrophenpotenzial man sich mittlerweile gewöhnt hätte - das spezifische Problem: bei Japans Nikkei 225 hat sich bereits im Vorjahr ein Abschlag von 42 Prozent eingestellt. Ein Hintergrund der schlechten Performance war - neben den bekannten krisenbedingten Phänomenen - das Ausbleiben ausländischer Investoren, die laut Toru Oe, Chef der Wirtschaftsabteilung der japanischen Botschaft in Wien, „die Kursgewinne vor der Krise getragen haben", wie auch die einschlägigen Charts des Oyster Japan Opportunities Fonds zeigen.
Dazu kommt die überraschende Stärke des Yen gegen Euro und Dollar. Grundlage dieses Aufschwungs - der für Japans Exportindustrie keine gute Nachricht darstellt - sind die steigenden Währungsreserven des Landes. Inzwischen wird erwartet, dass sich der Yen auf ein Wechselkursverhältnis von 80 per Dollar verteuern könnte. Derzeit muss man rund 89 Yen für einen Dollar auf den Tisch legen. Diese Zusatzbelastung hat „unter den Unternehmen zu einem Aufschrei geführt", erklärt Masakazu Kubota, Managing Director des Wirtschafts- Lobby-Verbandes Keidanren. „Der Yen stellt für die Exportwirtschaft das kritischste Problem dar", so der Direktor. Kein Wunder, dass man unter den - zumindest nach Kennzahlen und Analystenmeinungen - interessantesten Werten kaum Export- Titel findet. An der Spitze platzierte sich stattdessen der Spieleproduzent Konami, der für Kassenschlager wie Pro Evolution Soccer oder die Game-Adaptierung der Simpsons bekannt ist. Das Unternehmen erwirtschaftet 75 Prozent seines Umsatzes im Inland. Als weiteres Asset erweist sich für Konami ein in schlechten Zeiten nicht zu unterschätzender EskapistenBonus - die relativ kostengünstige Flucht vor der Krise in virtuelle Welten ist ein Aspekt, der die gesamte GamingIndustrie in Zeiten der Rezession zu einem Anlegerhafen werden lässt. Nachdem die Pharma-Industrie ebenfalls stark performt hat, wundert es nicht, dass Astellas Pharma einen soliden zweiten Platz im Ranking einnimmt. Mitsubishi Paper Mills ist binnenwirtschaftlich orientiert und könnte als solche von den Konjunkturprogrammen besonders profitieren.
Interventions-Potenzial
Noch ein Wort zu Verlierern - wie etwa dem Auto-Giganten Honda: Das Unternehmen lukriert 83 Prozent seines Umsatzes über den Export. Entsprechend musste das Unternehmen seine Gewinnprognose um 57 Prozent zurücknehmen. Honda gehört zu den Unternehmen, die vom Lobbying der Keidanren Richtung Währungsintervention durch die Bank of Japan, besonders profitieren würde. Sollte sich eine solche einstellen, könnte das für exportgetriebene Werte Rückenwind bedeuten. Notenbanken- Watching kann sich im Fall Japans also durchaus als lukrativ erweisen
HANS WEITMAYR
hans.weitmayr(at)wirtschaftsblatt.at