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Japan: Der harte Yen zeigt erste Dellen
Der Siegeszug des Yen lädt japanische Investoren zu Schnäppchenjagd und Carry Trades ein. Das könnte zu einem Gegentrend – auch an der Euro-Front – führen.
Die vergangenen zwölf Monate kannten für den Yen nur eine Richtung: nach oben. Zumindest fast. Laut BloombergDaten hat der Yen in diesem Zeitraum gegen 177Währungen weltweit zulegen können. Laut Wikipedia existierten weltweit 182 Währungen. An dieser Stelle sei aber nicht der Frage nachgegangen, ob der Yen auch gegen den samoanischen Tala Gewinne realisieren konnte, sondern eine Prognose zur künftigen Marschrichtung gestellt - und die macht Kursverluste wahrscheinlich.
Widerstand
So hält die Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ einen Kursverlust des Yen gegen den Euro von mehr als 25 Prozent für möglich, „wenn die Widerstandslinie von 121,6 Yen fällt". Dieses Kursverhältnis stellt den 13-wöchigen Durchschnittskurs dar. Wird dieser durchbrochen, könnte das laut Analyseabteilung „ein Signal für einen Anstieg des Euro auf bis zu 147,97 Yen sein", was wiederum den gleitenden 52-Wochen- Durchschnitt darstellt.
Carry Trade-Revival
Ebenfalls gegen den Yen spricht ein mögliches, neues Anlegerverhalten japanischer Investoren. So empfiehlt etwa Daiwa SB Investments der eigenen Klientel, in den Emerging Markets Brasilien, Mexiko und Türkei zu investieren. Attraktiv wird das Manöver durch einen durchschnittlichen Gewinn von beeindruckenden 55 Prozent gegen die Währungen dieser Länder. Das bedeutet, „dass eine Menge Anlageformen für japanische Anleger, die Investmentmöglichkeiten außerhalb des Landes suchen, extrem günstig geworden sind". Damit könnte die Welt das Revival der sogenannten Carry Trades erleben, in deren Rahmen Investoren aus niedrig verzinsten Volkswirtschaften relativ riskante, aber ertragreichere Investments außerhalb der eigenen Landesgrenzen suchen.
Für eine Schwäche des Yen gegen den Euro spricht auch die nach wie vor bestehende Zurückhaltung der EZB an der Zinsfront - zumindest in Relation zu aggressiveren Notenbanken wie der britischen, der US-amerikanischen und der japanischen. Die beiden ersteren stehen im Ruf, einen Null-Zinssatz zumindest für denkmöglich zu halten, die Bank of Japan ist de facto schon dort angekommen. Die EZB verfügt hingegen mit 2,0 Prozent über den mit Abstand höchsten Zinssatz, was EuroInvestments lukrativer macht und den Wert der Währung steigen lässt.
Versuchung
Womit schlussendlich nur bleibt, der Versuchung nachzugeben, Information auch dann weiterzuvermitteln, wenn der praktische Nutzen nicht unbedingt und sofort nachweisbar ist: Ja, auch gegen den samoanischen Tala konnte der Yen in den vergangenen zwölf Monaten zulegen. Und zwar um 27 Prozent.
HANS WEITMAYR
hans.weitmayr(at)wirtschaftsblatt.at