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Bank of Japan kämpft verzweifelt
Trotz Null-Zins-Politik und strenger Kontrolle der Finanzinstitute steigen die Firmenpleiten in Japan kontinuierlich an. Der Yen kommt gegenüber Euro und Dollar unter Druck.
Japan bleibt am Boden - und der zinspolitische Handlungsspielraum der japanischen Notenbank ist praktisch erschöpft. Die Bank of Japan (BoJ) hat den Leitzins am Mittwoch unverändert bei 0,1 Prozent belassen. Die gesamtwirtschaftliche Lage des Landes verschlechtere sich weiter, hieß es zur Begründung des „Nicht-Schrittes". Zugleich stockte die BoJ ihre monatlichen Aufkäufe von langfristigen Regierungsanleihen von 1,4 auf 1,8 Billionen Yen (14 Milliarden €) auf, um den Geldmarkt mit Liquidität zu versorgen und einen Anstieg langfristiger Zinsen zu verhindern. Die Notenbank erwägt ferner, den Geschäftsbanken des Landes durch Übernahme nachrangiger Schuldverschreibungen im Umfang von einer Billion Yen unter die Arme zu greifen. Dadurch sollen die Banken ermuntert werden, angesichts der Rezession Firmen mit Krediten zu versorgen. Die Börse Tokio begrüßte die geldpolitischen Maßnahmen, der Leitindex Nikkei schaffte am Mittwoch intraday wieder den Sprung über 8000 Punkte.
Strafen für Banken?
Apropos Kredite: Die japanische Finanzmarktaufsicht will in einem bisher einmaligen Schritt die Kreditvergabe von Banken überprüfen. Ziel ist, einen Engpass bei Darlehen vor allem für kleine und mittelgroße Unternehmen zu verhindern, um einen weiteren Anstieg der Insolvenzzahlen zu vermeiden. Die Financial Services Agency (FSA) kündigte an, dass sie ab April für drei Monate bei den großen Banken des Landes wie Mitsubishi UFJ Financial und Mizuho Financial Einsicht in Unterlagen zum Kreditgeschäft nehmen wird. Dabei geht es darum, wie viele Darlehen die Finanzdienstleister vergeben und ob sie möglicherweise Schuldner zwingen, wegen der sich verschärfenden Rezession Mittel vorzeitig zurückzuzahlen.
Die Behörde würde in solchen Fällen Strafen für Kreditinstitute verhängen, die in „bösartiger Weise" Darlehen verweigern. Gleichzeitig sollen Banken aber größere Spielräume bei der Klassifizierung von Krediten erhalten, damit die vorgeschriebenen Kapitalquoten gewahrt bleiben. „Diese Maßnahmen unterstreichen die Entschlossenheit der Regierung, Pleiten zu verhindern", erkärt Shinichi Ina, Analyst bei Credit Suisse.
In Japan steigt unterdessen die Zahl bankrotter Unternehmen kontinuierlich an. Im Februar wurden 1318 Gesellschaften insolvent, 10,4 Prozent mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Am Währungsmarkt ist die japanische Konjunkturkrise ebenfalls deutlich spürbar. Euro und US-Dollar haben seit Mitte Jänner gegenüber dem Yen schon um rund 13 Prozent aufgewertet. Japan kämpft nicht nur mit einer Gesamtstaatsverschuldung von 170 Prozent des BIP, sondern musste im Jänner erstmals seit 13 Jahren ein Leistungsbilanz- defizit ausweisen.
JOCHEN HAHN
jochen.hahn(at)wirtschaftsblatt.at