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RUSSLAND: Zahl der Versicherungsgesellschaften könnte sich halbieren
Den russischen Versicherungsgesellschaften drohen ein massiver Schrumpfungsprozess und eine Kündigungswelle. Möglicherweise verschwindet die Hälfte der Unternehmen vom Markt.
Moskau. Den russischen Versicherungsgesellschaften drohen ein massiver Schrumpfungsprozess und eine Kündigungswelle. Möglicherweise verschwindet die Hälfte der Unternehmen vom Markt.
Michail Retschiza hat in diesen Tagen mehr Zeit als gewöhnlich. „Derzeit kaufen die Menschen nur noch halb so viele Neuwagen wie früher, dementsprechend weniger Verträge schließe ich ab“, sagt der Autoversicherer dem WirtschaftsBlatt.
Retschiza ist kein Einzelfall. Die gesamte Branche bereitet sich auf die Krise vor. Ilja Lomakin- Rumjanzew, der Leiter der föderalen Aufsichtsbehörde für den Versicherungsmarkt, warnt vor einem Gewinneinbruch bis zu 50 Prozent im Jahr 2009. Es sei nicht an der Zeit, „von neuen Horizonten zu reden, sondern über zwei, drei Jahre Überleben unter äußerst harten Bedingungen“, sagte er.
Niedrige Margen
Nach Angaben seiner Behörde gibt es rund 840 Versicherer in Russland. Im ersten Halbjahr 2008 konnten diese mehr als 13 Milliarden € Einnahmen verbuchen. Die Auszahlungen liegen bei knapp acht Milliarden €. Mit den dazu kommenden Personalausgaben und den fälligen Kommissionen an Banken ist die Gewinnmarge der meisten Unternehmen relativ niedrig. Rote Zahlen schreiben insbesondere Krankenversicherer.
Düsteres Szenario ...
Durch die Krise auf dem Bankensektor drohen weitere Probleme. Bankenpleiten bedrohen in erster Linie die Verkaufskanäle der Versicherer. „In den nächsten zwei Jahren kann sich die Zahl der Player in Russland um 40 bis 50 Prozent verringern, Tausende werden gekündigt“, glaubt der General- Direktor der Gesellschaft Ingosstrakh, Alexander Grigorjew. Vor allem für Lebens- und Unfallversicherer sehen Experten schwere Zeiten.
... mit einem Lichtblick
Für Autoversicherer sehen hingegen selbst Pessimisten ein Wachstum von etwa zehn Prozent im nächsten Jahr voraus. Auch Retschiza macht sich deswegen noch keine großen Sorgen. „Die Krise wird maximal ein halbes Jahr dauern, dann geht es wieder aufwärts. Autos werden die Menschen immer brauchen“, sagt er. (ab)
Wirtschaftsblatt vom 13.10.08