Versicherungsagentur Kurt Macek GmbH
Parmuntweg 12, A-6820 Frastanz
Tel. 05522 / 54 54 1 Fax 05522 / 54 54 110
office(at)agentur-macek.at

VIG: Am schwärzesten ist die Nacht vor dem Morgen

Guter Rat ist bekanntlich teuer und Ge­duld eine Tugend – wobei Aktionäre der Vienna Insurance Group (VIG) bei­des gut gebrauchen können. Ein from­mer Wunsch, der an dieser Stelle auch an VIG­CEO Günter Geyer weitergeleitet sei. Denn be­reits im September wurde in der Chefetage über den Aktienkurs von 42 € der Kopf geschüttelt. Derzeit stehen nicht nur 55 Prozent weniger, näm­lich 19 €, sondern auch noch eine grobe Under­performance auf dem Kurszettel.

Und das, ob­wohl die Dinge mit Berücksichtigung der kri­sentechnischen Umstände eigentlich nicht bes­ser laufen könnten: So bestätigte Geyer kürzlich die Ergebnisziele für 2008 mit einem Ge­winn vor Steuern von 540 Millionen € (53 Prozent wurden bereits erreicht) und unverändeter Dividende von 1,10 € je Aktie – gleichwohl die Ausschüttungs­quote wegen der Kapitalerhöhung auf 38 Prozent steigen dürfte. Auch die Zie­le für 2009 (650 Millionen) und 2010 (850 Millionen) seien weiterhin gültig, ob­wohl sich Geyer diesbezüglich wegen der Volatilität auf den Finanzmärkten ein Hintertürchen offenlässt – und von dieser ist man mit derzeit etwa 185 Mil­lionen € betroffen, die zum einen aus der Lehman- und Island-Aushaftung und zum anderen aus der Entwicklung des heimischen Aktienmarktes stammen. Dies ändert jedoch nichts am sonst kon­servativen Finanzprofil und den 2,9 Mil­liarden an Reserven, die mithilfe des Ver­kaufs der rumänischen Unita und der BA-CA-Versicherung für 320 Millionen € ein wenig aufgebessert wurden. Da stellt sich direkt die Frage, wievie­le Finanzinstitute heuer eine Kapitaler­höhung zur Finanzierung einer Akqui­sition und nicht von Abschreibungen durchgeführt haben? Den Kauf der Versiche­rungsaktivitäten der Erste Group inklusive der s Versicherung und der rumänischen BCR Asi­gurari ließ sich die VIG angemessene 1,4 Milli­arden € kosten – Vertriebsvereinbarung inklusi­ve. Damit hievt sich die VIG in den CEE-Staaten auf den ersten Platz. Nicht schlecht, bloß dass damit zumindest zwei begrabene Hunde ausge­graben wurden. CEE – Unsexy. Einerseits sei das Osteuropa-Ex­posure erwähnt. Klar, das VIG-Prämienvolumen in dieser Region stieg im ersten Halbjahr um rund 40 Prozent auf knappe zwei Milliarden €. Das Potenzial ist wegen starkem Wirtschaftswachs­tum und steigendem Wohlstand unbestritten: Die Aufholjagd dürfte sich auch die nächsten 20 Jah­re fortsetzen – Polen etwa befindet sich in Sa­chen Versicherungsdichte (Prämieneinnahmen pro Kopf) auf Augenhöhe mit Österreich im Jah­re 1977! Nur, derzeit hat die VIG mit einem CEE­Prämienanteil von 47Prozent (und steigend) bei Anlegern halt leider keinen Stein im Brett. Lie­be Grüße an die Risikoaversion à la VIX (S&P Volatility Index oder „fear index“: Zeigt die Markt­erwartung der Volatilität der nächsten 30 Tage). Außerdem droht die weltweite Finanzkrise die Aufholjagd der CEE-Länder zu verlangsamen: So trauen Ökonomen etwa Tschechien (Prämien­anteil von 16 Prozent) nach einem Wachstum von 6,5 Prozent 2007 für 2009 gar nur vier Pro­zent zu. Massiv auch die Schätzungen für die Slo­wakei: Das BIP-Wachstum betrug im Vorjahr über zehn Prozent, von denen im nächsten Jahr noch 6,5 übrig sein dürften. Die Probleme Ungarns und der Ukraine (Stichwort: IWF) kommen da noch hinzu. Laut Geyer ist von alledem noch nichts zu bemerken, aber eine Portion Skepsis, was die Ergebnisziele für 2009 und 2010 anbe­langt, sei an dieser Stelle angeraten. Andererseits besteht mit der Integration der s Versicherung ebenfalls ein gewisses Progno­serisiko. Während die VIG sich von den Krisen­zentren großteils ferngehalten hat, ist fraglich, wie es diesbezüglich um die s Versicherung steht. Am elften November liefern die Zahlen für das dritte Quartal erstmals ein genaueres Bild. Fazit. Wie es sich für einen MidCap-Titel – auch ein Punkt, weswegen die VIG im Vergleich zu Riesen wie der Generali stärker litt – gehört, ist das Potenzial groß und die VIG daher langfris­tig definitiv ein Kauf. Kurzfristig kann wohl ein Warten auf die Quartalszahlen nicht schaden. Aus charttechnischer Sicht muss eine Unter­stützung rund um 20 € und damit der letzte lang­fristige Aufwärtstrend dringend halten, sonst ist weit und breit kein Halt mehr in Sicht. Und noch ein Tipp: Den VIX im Auge behalten!

ASTRID SCHUCH

astrid.schuch@wirtschaftsblatt.at

Downloads

Artikel als PDF
Versicherungsagentur Kurt Macek GmbH