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VIG: Am schwärzesten ist die Nacht vor dem Morgen
Guter Rat ist bekanntlich teuer und Geduld eine Tugend – wobei Aktionäre der Vienna Insurance Group (VIG) beides gut gebrauchen können. Ein frommer Wunsch, der an dieser Stelle auch an VIGCEO Günter Geyer weitergeleitet sei. Denn bereits im September wurde in der Chefetage über den Aktienkurs von 42 € der Kopf geschüttelt. Derzeit stehen nicht nur 55 Prozent weniger, nämlich 19 €, sondern auch noch eine grobe Underperformance auf dem Kurszettel.
Und das, obwohl die Dinge mit Berücksichtigung der krisentechnischen Umstände eigentlich nicht besser laufen könnten: So bestätigte Geyer kürzlich die Ergebnisziele für 2008 mit einem Gewinn vor Steuern von 540 Millionen € (53 Prozent wurden bereits erreicht) und unverändeter Dividende von 1,10 € je Aktie – gleichwohl die Ausschüttungsquote wegen der Kapitalerhöhung auf 38 Prozent steigen dürfte. Auch die Ziele für 2009 (650 Millionen) und 2010 (850 Millionen) seien weiterhin gültig, obwohl sich Geyer diesbezüglich wegen der Volatilität auf den Finanzmärkten ein Hintertürchen offenlässt – und von dieser ist man mit derzeit etwa 185 Millionen € betroffen, die zum einen aus der Lehman- und Island-Aushaftung und zum anderen aus der Entwicklung des heimischen Aktienmarktes stammen. Dies ändert jedoch nichts am sonst konservativen Finanzprofil und den 2,9 Milliarden an Reserven, die mithilfe des Verkaufs der rumänischen Unita und der BA-CA-Versicherung für 320 Millionen € ein wenig aufgebessert wurden. Da stellt sich direkt die Frage, wieviele Finanzinstitute heuer eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung einer Akquisition und nicht von Abschreibungen durchgeführt haben? Den Kauf der Versicherungsaktivitäten der Erste Group inklusive der s Versicherung und der rumänischen BCR Asigurari ließ sich die VIG angemessene 1,4 Milliarden € kosten – Vertriebsvereinbarung inklusive. Damit hievt sich die VIG in den CEE-Staaten auf den ersten Platz. Nicht schlecht, bloß dass damit zumindest zwei begrabene Hunde ausgegraben wurden. CEE – Unsexy. Einerseits sei das Osteuropa-Exposure erwähnt. Klar, das VIG-Prämienvolumen in dieser Region stieg im ersten Halbjahr um rund 40 Prozent auf knappe zwei Milliarden €. Das Potenzial ist wegen starkem Wirtschaftswachstum und steigendem Wohlstand unbestritten: Die Aufholjagd dürfte sich auch die nächsten 20 Jahre fortsetzen – Polen etwa befindet sich in Sachen Versicherungsdichte (Prämieneinnahmen pro Kopf) auf Augenhöhe mit Österreich im Jahre 1977! Nur, derzeit hat die VIG mit einem CEEPrämienanteil von 47Prozent (und steigend) bei Anlegern halt leider keinen Stein im Brett. Liebe Grüße an die Risikoaversion à la VIX (S&P Volatility Index oder „fear index“: Zeigt die Markterwartung der Volatilität der nächsten 30 Tage). Außerdem droht die weltweite Finanzkrise die Aufholjagd der CEE-Länder zu verlangsamen: So trauen Ökonomen etwa Tschechien (Prämienanteil von 16 Prozent) nach einem Wachstum von 6,5 Prozent 2007 für 2009 gar nur vier Prozent zu. Massiv auch die Schätzungen für die Slowakei: Das BIP-Wachstum betrug im Vorjahr über zehn Prozent, von denen im nächsten Jahr noch 6,5 übrig sein dürften. Die Probleme Ungarns und der Ukraine (Stichwort: IWF) kommen da noch hinzu. Laut Geyer ist von alledem noch nichts zu bemerken, aber eine Portion Skepsis, was die Ergebnisziele für 2009 und 2010 anbelangt, sei an dieser Stelle angeraten. Andererseits besteht mit der Integration der s Versicherung ebenfalls ein gewisses Prognoserisiko. Während die VIG sich von den Krisenzentren großteils ferngehalten hat, ist fraglich, wie es diesbezüglich um die s Versicherung steht. Am elften November liefern die Zahlen für das dritte Quartal erstmals ein genaueres Bild. Fazit. Wie es sich für einen MidCap-Titel – auch ein Punkt, weswegen die VIG im Vergleich zu Riesen wie der Generali stärker litt – gehört, ist das Potenzial groß und die VIG daher langfristig definitiv ein Kauf. Kurzfristig kann wohl ein Warten auf die Quartalszahlen nicht schaden. Aus charttechnischer Sicht muss eine Unterstützung rund um 20 € und damit der letzte langfristige Aufwärtstrend dringend halten, sonst ist weit und breit kein Halt mehr in Sicht. Und noch ein Tipp: Den VIX im Auge behalten!
ASTRID SCHUCH
astrid.schuch@wirtschaftsblatt.at