Versicherungsagentur Kurt Macek GmbH
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Ein weiteres Desaster könnte die Branche zu Fall bringen

2008 war eine Verket­tung unglücklicher Umstände, und 2009 bleibt bestenfalls eine Herausforderung. Ins Portfolio kommen nur defensive Titel – es sei denn, Sie sind Optimist.

Wer kennt das nicht: Man steht immer dann im Stau, wenn man ohnehin schon viel zu spät dran ist. An der Kassa des Supermarktes ist die ei­gene Schlange immer die langsamste. Und das „Beste": Wenn etwas schiefgeht, dann gleich alles auf einmal. Jene Leser, die Anhänger dieser Weisheiten sind, sollten wohl grundsätzlich nicht in Aktien investieren - und in die Ver­sicherungsbranche sowieso nicht, denn dort sind eben­diese Weisheiten Programm. Zunächst war laut der vor Kurzem veröffentlichten „Sig­ma"- Studie das Jahr 2008 ka­tastrophentechnisch mit An­sprüchen von fast 40 Milliar­den € eines der schlimmsten überhaupt. Bekanntlich rollte in Sachen Katastrophen aber eine weit größere über die Branche hinweg: Die Finanz­krise fraß sich ihren Weg durch die Kapitalanlagen der Assekuranzen, deren Erträge laut Credit Suisse etwa drei Viertel der Einnahmen aus­machen. „Das ist das erste Mal, dass die Aktivseite der Bilanzen in Mitleidenschaft gezogen wird", bemerkt John Charman, CEO von Axis Ca­pital. Und wie: Weltweit wur­den der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge 164 Milli­arden € wertberichtigt, wobei zwar der Löwenanteil auf das Konto des US-Versicherers AIG geht, aber auch die Europäer nicht ausließen. Fallende Aktienkurse und steigende Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen führten zu Abschreibungen von 21,4 Milliarden €.

 

Kapital und...

 

Schrumpfende Bilanzen sind krisenbedingt ohnehin eher die Regel als die Ausnahme: So verringerte sich das Ei­genkapital der Allianz 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 29,5 oder jenes der Generali um 15,8 Prozent. Michael O'Halleran, CEOvon Aon Benfield, schlussfolgerte: „Wir sind nicht gut genug kapitali­siert." Das gilt zumindest für die US-Lebensversicherer: Laut Rob Haines von CreditSights verfügten die sechs größten Ende 2008 über eine Kapital­basis von 43 Milliarden Dollar - allerdings seien in dieser Kalkulation offenbar Wertbe­richtigungen von 80 Milliar­den auf Corporate Bonds noch nicht berücksichtigt. Der Großteil der Europäer kann indes einen einigermaßen beruhigenden Kapitalpolster vorweisen: Die Solvabilität - die vorhandenen Eigenmittel, um mögliche Risiken im Ver­sicherungsgeschäft abdecken zu können - der Allianz liegt derzeit bei 160 Prozent. Auch die Münchener Rück ist mit einer Quote von 264 Prozent laut Finanzvorstand Jörg Schneider für den Fall einer extrem ungünstigen Scha­densentwicklung gerüstet. Al­lerdings gibt es auch zu dieser Regel Ausnahmen, weswegen der Ausblick für 2009 im besten Fall als herausfordernd bezeichnet werden kann.

 

...Rating unter Druck

 

Kürzlich setzte S&P zum Rundumschlag an: Unter an­derem Aviva und Aegon wan­derten auf der Bonitätsleiter abwärts. Begründet wurde das mit dem zunehmenden Risi­ko für Unternehmensausfälle und den schwachen Aktien­märkten - beides könne auch 2010 noch Thema sein. Auch Fitch teilte mit, dass weltweit womöglich die Hälfte aller Versicherer bald mit einem schlechteren Rating dastehen könnten, wobei die Lebens­versicherer, die besonders ab­hängig von den Kapitalmärk­ten sind, dem größten Druck ausgesetzt sind. Und wegen der generell relativ größeren Aushaftung zu Corporate Bonds war die jüngste Ak­tienrally zwar Balsam für die Assekuranz-Bilanzen, ist für eine wirkliche Entlastung aber zu wenig. Die Spreads der Corporate Bonds haben sich nämlich kaum von den Tiefs erholt: Die Versicherung ge­gen den Ausfall einer fünfjäh­rigen Anleiheschuld kostet, wie der iTraxx Europe, der 125 Unternehmen mit Investment­Grade-Bonität beinhaltet, nach wie vor im Schnitt 1,9 Prozent. Und mit einem schlechte­ren Rating, einer schwinden­den Kapitalbasis und Finanz­märkten, die sich im Koma befinden, lässt es sich äußerst schwierig refinanzieren: Laut dem Economist bekommen es die 13 nach Aktiva größten europäischen Versicherer in­nerhalb von vier Jahren mit fälligen Schulden von 22 Mil­liarden € zu tun. Auf dem größten Schuldenberg sitzt mit Abstand die Generali - laut Bloomberg müssen allein 2009 und 2010 2,5 Milliarden € refinanziert werden. Damit kicken sich die Italiener im Kampf um die Top-Pick­Krone quasi bereits vor dem Startschuss aus dem Rennen.

 

Wenn, dann defensiv

 

Wer nicht an ein rasches Anspringen des Corporate­Bond-Marktes glaubt, sollte damit eher auf der „sicheren" Seite bleiben: Top-Picks sind die Münchener Rück und die Allianz, auf Platz fünf respek­tive acht des Aktientests. Aber auch „unsere" Vienna Insu­rance (VIG), die 2008 den Ge­winn steigerte, eine Bonusdi­vidende ausschüttet und zu­dem über konservativ inves­tierte Kapitalanlagen und eine niedrige Verschuldung ver­fügt, gehört ins Portfolio.

Aber zur Erinnerung: Wer glaubt, dass, nachdem die Lö­sungen für vier Probleme ge­funden wurden, sich mit Si­cherheit ein fünftes eröffnet, lässt besser die Finger von den Versicherern, denn viele Ka­tastrophen können diese sich nicht mehr leisten...

 

ASTRID SCHUCH

 

astrid.schuch(at)wirtschaftsblatt.at

 

 

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